27. Oktober 2022 I Die Geburt dieses Markenartikels fiel in schwere Zeiten. Man schrieb das Jahr 1922, kurze Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Es waren die Jahre der Hyperinflation, in denen der Zuckerb?cker Johannes („Hans“) Riegel (1893-1945) in Bonn (Kessenich) seine Firma gr?ndete („HARIBO“, 1920). Ihm kam nach nur zwei Jahren Selbst?ndigkeit eine Idee, die sich sp?ter als Grundlage einer ikonischen Marke mit globaler Ber?hmtheit erweisen sollte. Der Bonbonkocher aus Bonn stellte ein Fruchtgummi her, dem er erstmals die Form eines B?ren gab. Dies waren die weltweit ersten „Gummib?rchen“. Die Fruchtgummi-B?ren hie?en zu Beginn noch „Tanzb?ren“ und waren ein wenig gr??er und schlanker als die heute bekannten Goldb?ren. Fr?hliche bunte Farben und fruchtige Geschmacksrichtungen geh?rten aber bereits seit der ersten Generation dazu. Die anfangs schlankere Form sollte in den 1960er Jahren etwas rundlicher und kleiner werden. Von psychologischer Bedeutung war eine Designinnovation des Produktst?cks, die im Jahre 1999 eingef?hrt wurde: In diesem Jahr erhielten die bunten B?ren ihr freundliches L?cheln.
Seit 1960 hei?en die B?ren „Goldb?ren“. Die ?lteste erhaltene Packung mit der Bezeichnung „Goldb?ren“ ist eine blaue Kartonage aus dem Jahre 1960, die als Verkaufs-Tray diente. Grundlage f?r die nun folgenden Innovationen war die Umstellung des K?uferverhaltens durch die neu eingef?hrte Selbstbedienung im LEH. Nachdem die B?rchen anfangs noch st?ckweise vertrieben wurden, kamen nun Gebinde als Endverbraucher-Packungen zum Einsatz. HARIBO hatte schon in den 1930er Jahren erfolgreich Folienverpackungen eingesetzt, die damals noch aus Zellglas hergestellt waren („Cellophan“). Weiterhin setzte das Unternehmen ?ber die Jahre alle denkbaren Verpackungsformen ein, von der Kartonage bis zur Blechdose. Im Falle der Marke „Goldb?ren“ jedoch erwies sich die flexible Verpackung im Beutel als markenpr?gend. Der Beutel wird heute aus dem Monomaterial Polypropylen hergestellt und kann fast vollst?ndig recycelt werden.
Schon 1961 erhielten die „Goldb?ren“ also ihre erste Beutelverpackung, auf der der sitzende B?r (in Analogie zur K?rperhaltung des Produktst?cks) mit roter Schleife Platz nehmen durfte. Von Beginn an gab ein Sichtfenster – ganz wie bei einem Kiosk – den Blick auf die „Goldb?ren“ im Beutel frei und erzeugt seitdem den sogenannten „Appetite Appeal“. Erst 1968 wurde aus dem Sichtfenster der breite, transparente „Fensterstreifen“, der die Farbmischung der B?ren gut zur Geltung bringt. Der sitzende Goldb?r verlor f?r die Anmutung bald an Bedeutung. In der Markenkommunikation wurde ab 1979 eine graphisch modernisierte Form des B?ren als Markenbotschafter eingesetzt, der „Pr?senter-Goldb?r“. Der neue B?r, der ebenfalls eine rote Halsschleife trug, war nicht mehr auf die sitzende Haltung festgelegt. Er konnte, wie in Salesfoldern dieser Epoche zu sehen, aktiv mit dem Produkt umgehen und Kunden mit der Tatze auf das Produkt hinweisen. Der gelbe („goldene“) B?r erwies sich als starker Verb?ndeter der Marke. Und so wundert es nicht, dass er ab 1980 den Platz des sitzenden B?ren auf der Packung einnehmen durfte. Heute ist die Kombination des breiten Sichtfensters mit dem freundlichen „Pr?senter-Goldb?r“ konstitutiv f?r eine Markenikone von weltweiter Bekanntheit. Das Markenprodukt ist in ?ber 100 L?ndern erh?ltlich und ein international wertgesch?tzter Botschafter deutscher Erfinder- und Lebensmittelkompetenz.
Die „HARIBO Goldb?ren“ sind ein echter Klassiker. Als Patent und Markenzeichen seit 1967 gesetzlich gesch?tzt, wurde den B?ren 1968 bereits ein erster TV-Spot gewidmet. Sie sind somit auch Pionier des deutschen Werbefernsehens. Die Bekanntheit ist so gro?, dass 89 % der Deutschen die Marke schon an der blo?en Silhouette des Produktst?cks erkennen k?nnen. Aktuell werden weltweit pro Tag mehr als 160 Millionen „Goldb?ren“ produziert. Die Jahresproduktion der Goldb?ren w?rde aneinandergereiht die Erde mehr als zehnmal umrunden.
Wichtig ist die Best?ndigkeit im Auftritt des Markendesigns, die Beharrungsverm?gen ausdr?ckt und Vertrauen generiert (und bindet). Die Jury ist von der Qualit?t und dem Mut zur Weiterf?hrung des historischen Markendesigns der „Goldb?ren“ ?berzeugt. Beeindruckend ist die best?ndige G?ltigkeit der Formensprache, die ohne Abstriche weiter zum Einsatz kommt. In W?rdigung ihrer Rolle als „Klassiker“ des internationalen Verpackungsdesigns und zugleich als Anerkennung f?r den bewiesenen Mut zur Selbst?hnlichkeit wird „HARIBO Goldb?ren“ zum 100. Jubil?um des Produkts ausgezeichnet mit dem Preis „Verpackung des Jahres“ 2022.
Jury Deutscher Verpackungspreis
Hans-Georg B?cher
Museumsdirektor Deutsches Verpackungs-Museum, Fachautor zu Fragen der Markengeschichte, des Marketing und Brand Design. Dar?ber hinaus angesehener Kunsth?ndler und Galerist („Galerie Metropole“). Inhaber einer der gr??ten Designsammlungen zum Thema Marke und Verpackung in Europa.
Dr. Peter Lips
Fachautor und juristischer Experte f?r Markenrecht. Nach seiner Karriere als Jurist im Unilever-Konzern, wo er u. a. „Magnum“-Eiskrem verteidigte, f?hrte Dr. Lips mehrere Jahre den deutschen Markenverband, damals noch mit Standort in Wiesbaden, als HGF. Dr. Peter Lips lebt in Hamburg, ist dort eng vernetzt mit der Kulturszene (Elke Heidenreich, Wolf Biermann), musiziert am Fl?gel. Neben den regelm??igen Hausmusiken, zu denen er auch Berufsmusiker l?dt, besch?ftigt er sich k?nstlerisch. Von zahlreichen Reisen in Europa und ?bersee fertigt er Reiseaquarelle, die in Kladden gesammelt werden.
Ralf Lenhardt
Ralf Lenhardt entstammt einer mittelst?ndischen Unternehmerfamilie mit ?ber 125-j?hriger Tradition im Verpackungsbereich. Von der Fertigung der ersten Spitzt?ten bis zur bombierten Pralinenschachtel hat das Verpackungsunternehmen die Geschichte des gesamten Markenwesens durchgehend begleitet. Nach dem Verkauf des Unternehmens an eine ?sterreichische Firmengruppe, findet Lenhardt die Zeit, um sich neben Immobilienprojekten auch seinen feingeistigen Interessen zu widmen. ?ber eine Stiftung unterst?tzt er seit Jahrzehnten die Pfalzgalerie Kaiserslautern beim Ankauf druckgraphischer Kunst der Moderne. Mit einer Kunstgalerie in Freinsheim engagiert er sich f?r zeitgen?ssische Kunst.
Klaus Sauerheber
In Mannheim niedergelassene Anwalt mit Studium in Heidelberg, hat sich mit der Beratung und Betreuung gemeinn?tziger Vereine einen Namen gemacht. Er ist Vorstand des Deutschen Verpackungs-Museums. Als „der Praktiker“ im Team bringt er einen unkonventionellen Blickwinkel ein.
Bildunterschrift:
Die Auszeichnung als „Verpackung des Jahres“ geht 2022 an „HARIBO Goldb?ren“.Die Geburt dieses Markenartikels fiel in schwere Zeiten. Man schrieb das Jahr 1922, kurze Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Es waren die Jahre der Hyper-Inflation, in denen der Zuckerb?cker Johannes („Hans“) Riegel (1893-1945) in Bonn (Kessenich) seine Firma gr?ndete („HARIBO“, 1920). Ihm kam nach nur zwei Jahren Selbst?ndigkeit eine Idee, die sich sp?ter als Grundlage einer ikonischen Marke mit globaler Ber?hmtheit erweisen sollte. Seit 1960 hei?en die B?ren „Goldb?ren“. Schon 1961 erhielten die „Goldb?ren“ ihre erste Beutelverpackung, auf der der sitzende B?r mit roter Schleife Platz nehmen durfte. Von Beginn an gab ein Sichtfenster – ganz wie bei einem Kiosk – den Blick auf die „Goldb?ren“ im Beutel frei. 1968 wurde aus dem Sichtfenster der breite, transparente „Fensterstreifen“, der die Farbmischung der B?ren gut zur Geltung bringt.
Wichtig, so die Jury des Deutschen Verpackungs-Museum, Heidelberg, ist die Best?ndigkeit des Markendesign, die Beharrungsverm?gen ausdr?ckt, Vertrauen generiert und bindet. Die Jury ist von der Qualit?t und dem Mut zur Weiterf?hrung des historischen Markendesigns der „Goldb?ren“ ?berzeugt. Beeindruckend ist die best?ndige G?ltigkeit der Formensprache, die ohne Abstriche bis heute zum Einsatz kommt.
Keywords:Dt. Verpackungs-Museum, Verpackung des Jahres 2022, HARIBO Goldb?ren