Autor: Reinhard F. Leiter, Executive Coach M?nchen
Krisen zeigen unerbittlich die Schw?chen in den Organisationen und in den Gesch?ftsmodellen der Unternehmen sowie die Probleme bei der Unternehmensf?hrung auf. Viele Topmanager f?hlen sich nicht nur gefordert, sondern ?berfordert. Die Frage, die sich hier aufdr?ngt, lautet: Wie k?nnen Topmanager die gigantischen Herausforderungen unserer Zeit, die gepr?gt sind von komplexen Ver?nderungen, hoher Geschwindigkeit und gro?er Ungewissheit, meistern?
Vorbild CMI
Viele Topmanager suchen die Antwort bereits im Coaching. Das zeigt die rapide Nachfrage nach gut ausgebildeten Coaches in Deutschland in den vergangenen Jahren. Vor allem fortschrittliche Unternehmen gehen dazu ?ber, ihre F?hrungskr?fte zu Coaches auszubilden! Damit erf?hrt das Coaching von Senior Executives und F?hrungskr?ften auch in Deutschland endlich die Aufmerksamkeit, die diesem Ansatz geb?hrt. Vorbild ist hier das wohl qualifizierteste F?hrungskr?fte-Netzwerk der Welt, die Chairman Mentors International (CMI).
Topmanager als Mentoren f?r Topmanager
73 ehemalige Topmanager aus 18 Nationen bieten als Coaches und Mentoren ihre Dienste an, um erfolgreichen Topmanagern, angehenden Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitzenden und ausgew?hlten F?hrungskr?ften, in die sich ein „signifikantes Investieren“ lohnt, zu helfen. Zu diesem erlauchten Kreis z?hlen Manager wie der langj?hrige CEO und Aufsichtsratschef der Allianz SE Michael Diekmann als „Experienced Chairman“ mit 24 Jahren internationaler F?hrungserfahrung und einem profunden Netzwerk in Asia Pacific, Amerika, Afrika und Europa. Aber auch Powerfrauen wie die Multiaufsichtsr?tinnen Clara Furse und Rona Fairhead geh?ren dem CMI an. Sie wollen die L?cke schlie?en, die im Coaching im Bereich des Spitzenpersonals nach wie vor klafft. CMI empfiehlt ausdr?cklich, dass in diesen schwierigen Zeiten besonders Top-Manager einen Sparringspartner also einen Coach brauchen. Das hat einen Nachfrageschub f?r Coaching ausgel?st. Auch Bill Gates ist der festen ?berzeugung: „Jeder braucht einen Coach!“
Ein ungesch?tzter Beruf
Ob ein Coaching erfolgreich verl?uft und die Anliegen bzw. Probleme der Teilnehmer sich verbessern, h?ngt ma?geblich von der Qualit?t des Coaches ab. Aber gerade hier beginnt das Problem. Das Berufsbild Coach ist in Deutschland nicht gesch?tzt! Von den in Deutschland gesch?tzten ca. 10.000 Coaches sind – ebenfalls gesch?tzt – bis zu 7.500 Coaches ohne nachgewiesene Qualifizierung und Zertifizierung. Aber w?hrend Psychotherapeuten staatlich gepr?ft sind und eine Zulassung ben?tigen, kann sich jede Person Coach nennen und ihre Dienste anbieten. Um es auf den Punkt zu bringen: In Deutschland tummeln sich einfach zu viele Scharlatane, Marktschreier mit ihren Motivationsshows oder schlichtweg Betr?ger, die mit primitivem Mumpitz Unternehmen und Manager finanziell ausnehmen.
Viele Manager stehen sich selbst im Weg
Viele Manager bemerken oft nicht, dass in ihrem Leben etwas nicht stimmt. Sie kennen ihre blinden Flecken nicht! Damit stehen sie sich selbst und der erfolgreichen Bew?ltigung der vielf?ltigen Herausforderungen im Wege. Auff?llig ist bei fast allen, dass sie oft nicht in der Lage sind, sich klar auszudr?cken. Es mangelt an Struktur. Die Vielf?ltigkeit und Komplexit?t der Probleme erfordert gut ausgebildete erfahrene Coaches, die ?ber ein umfangreiches Repertoire an Fragen, Tools, Interventionstechniken sowie ?bungen verf?gen.
Aufmerksamkeit auf die eignen Sinne lenken
Potentialorientiertes Coaching zeichnet sich dadurch aus, dass der Coach dem Coachee bei seinen Schritten auf dem Weg zu seiner L?sung, seiner Entscheidung, seiner Handlung begleitet, indem er die Aufmerksamkeit des Coachees auf dessen Sinne – das Sehen, H?ren, F?hlen, Riechen und seine Haptik – lenkt. Denn je mehr der Coachee sich seiner selbst bewusst ist, desto besser ist er in der Lage, intelligent und emotional intelligent zu (re-)agieren und die Elastizit?t seines Handelns zu erweitern. Das oberste Ziel ist es, gemeinsam herauszuarbeiten, ob sein von ihm wahrgenommenes ICH mit dem wahren ICH ?bereinstimmt.
Sparringspartner und Impulsgeber
In diesem Sinne ist der Coach ein kreativer Sparringspartner, Impulsgeber auf Augenh?he, der stets die Unternehmensstrategie im Focus hat. Das setzt Leidenschaft, Empathie und Begeisterung im partnerschaftlichen Umgang frei. Es geht darum, dem Coachee zu helfen, sein brachliegendes Potential zu erkennen, zu heben und zu aktivieren. Wenn Coachees zudem mit Empathie in einem teilnahmsvollen Stil gecoacht werden, werden sie auch ihren Kunden, Mitarbeiter und Kollegen gegen?ber mehr Mitgef?hl und Anteilnahme zeigen.
Sensibilisierung f?r K?rpersprache und Pers?nlichkeit
Um den Coachee wieder in Einklang mit sich selbst und der ihn umgebenden Wirklichkeit zu bringen, muss der Coach ihm helfen, sich bewusst zu machen, dass Beachtung ein menschliches Grundbed?rfnis ist. Der Coachee muss ein Verst?ndnis entwickeln f?r seine Suchtproblematik als der vergebliche Versuch, dieses wesentliche Grundbed?rfnis durch einen Ersatz stillen zu wollen. Hilfreich sind auch ?bungen zur Stressreduktion, zur Steigerung der Vitalit?t, Widerstandsf?higkeit, Gelassenheit und zur St?rkung des Selbstwertgef?hls, beispielsweise mit Tai-Chi, Chi- Gong, Yoga. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Sensibilisierung f?r den Zusammenhang zwischen K?rpersprache und Pers?nlichkeit und das Erlernen, zuzuh?ren und konkret Stellung zu beziehen: ja-nein sagen.
Erfolg ist eine Frage der Qualit?t
Der Erfolg des Coaches h?ngt dabei von der Qualit?t seiner Arbeit, seiner Pers?nlichkeit und Einstellung sowie seiner F?higkeit ab, die richtigen Fragen zu stellen, und vor allem von seiner Empathie und seiner Zuh?rkompetenz. Idealerweise wird ein Assessment mit mindestens drei Interviewern/Beobachtern und mit Hilfe eines ausgefeilten Interviewleitfadens und/oder Simulations?bungen durchgef?hrt. Dabei wird ?berpr?ft, ob der Coach psychodiagnostische Kompetenzen hat, damit er psychische/ bipolare St?rungen beim Coachee nicht nur erkennen und diesen an geeignete Therapeuten verweisen kann, sondern auch, ob er in der Lage ist,
-den Coachee zu seinen Problemen zu f?hren und gemeinsam L?sungen zu suchen,
-durch aktivierendes Fragen den Coachee L?sungen finden zu lassen,
-das Vertrauen in der Beziehung aktiv zu gestalten und zu entwickeln,
-die eigene Wahrnehmungsposition immer wieder kritisch zu hinterfragen,
-sich auf die Zielvision und den Aspekt der Begeisterung beim Coachee zu fokussieren,
-das Vertrauen in der Beziehung aktiv zu gestalten und zu entwickeln,
-Wertsch?tzung und Anerkennung zu zeigen,
-zu bemerken und zu benennen, was die K?rpersprache des Coachees ihm mitteilt,
-aus Vergangenem zu lernen und sich auf zuk?nftige M?glichkeiten zu fokussieren,
-mit dem Coachee einen neuen Kontext zu entwickeln, der Sinn und Handlungsoptionen erschlie?t,
-sich dem Coachee anzupassen, die Gespr?chsf?hrung flexibel und l?sungsorientiert zu gestalten,
-aktiv zuzuh?ren,
-das Verhalten und die Situation des Coachees zu spiegeln,
-das Ziel des Coaching-Gespr?chs im Auge zu behalten,
-kommunikative Schwierigkeiten zu erkennen und L?sungen anzubieten.
Klare Zielvereinbarungen und mehrj?hrige Berufserfahrung
Eine umfassende Auftragskl?rung und Zielvereinbarung sind eine unabdingbare Voraussetzung f?r ein erfolgreiches Coaching. Mit dem Coach sollte eindeutig festgelegt werden, wer der Auftraggeber ist, wie die Zeitplanung aussieht, wo das Coaching stattfindet, wie die Zielvereinbarung und Zielerreichung (quantifizierbare Zahlen) aussehen und welches Honorar vereinbart wurde. Es versteht sich von selbst, dass der Coach ?ber eine mehrj?hrige Berufserfahrung verf?gt, denn potentialorientiertes Coaching in Unternehmen ist immer erfahrungsorientiert. Eine weitere Mindestanforderung bei der Auswahl sollte eine Zertifizierung von einer renommierten Bildungsinstitution sein. Neben der mehrj?hrigen, praktischen Berufserfahrung geh?rt auch eine mindestens dreij?hrige, zertifizierte Zusatzausbildung in einer der Methoden der humanistischen Psychologie, wie z. B. Gestalttherapie, Psychodrama, Hypnotherapie, Bioenergetik und Systemische Therapie als Mindestanforderung zum Kompetenzprofil dazu. Ohne psychodiagnostische Kompetenzen k?nnen Coaches psychische St?rungen beim Coachee nicht rechtzeitig erkennen. Die Formen der bipolaren St?rungen sind dabei vielf?ltig und reichen vom krankhaften Narzissten, ?ber den Manisch-Depressiven, den Passiv-Aggressiven bis zum Gef?hlsblinden und Autisten. Leider sind hier auch unheilbare Psychopaten anzutreffen. Doch alle gewonnenen Erkenntnisse sind umsonst, wenn die Ziele und Ergebnisse des Coachings nicht konsequent umgesetzt werden. Ein erfolgreicher Coach wird deshalb in regelm??igen Abst?nden gemeinsam mit seinem Sch?tzling den Coachingprozess reflektieren. Was l?uft nach Plan, wo gibt es Probleme, Hindernisse? Wer kann notfalls helfen?
Resilient und mit Charakter
Da Coaching auch Stress bedeutet, ist die Resilienz des Coaches, seine psychische Widerstandskraft ein wichtiger Faktor. Daneben sind eine Reihe von Charaktereigenschaften f?r den Erfolg eines Coaches entscheidend. Dazu z?hlen beispielsweise:
– die interpersonale Kompetenz wie verbale Klarheit, die Vermittlung von Hoffnung, der kompetente Umgang mit eigenen Emotionen, die Empathie gegen?ber Klienten bei gleichzeitiger Problemfokussierung.
– die F?higkeit zur Selbstkritik. Ein erfolgreicher Coach sucht in regelm??igen Abst?nden einen Coach-Coach auf und unterzieht sich einer Supervision.
– die interkulturelle Kompetenz, die wichtig ist f?r den respektvollen und offenen Umgang mit Coachees, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben.
Die Chemie muss stimmen
Doch alle Kompetenz und alle angewandten Methoden nutzen nichts, wenn die Chemie zwischen Coach und Coachee nicht stimmt. Sie gedeiht am besten in einer vertrauensvollen und erlaubenden Atmosph?re und baut auf gegenseitige Anerkennung, Respekt und das Wissen darauf auf, was man erwarten kann und was erwartet wird. Dabei ist eine gute Beziehung kein statischer Zustand, sondern ein Prozess, der mit dem sogenannten guten ersten Eindruck beginnt.
Da Menschen sich innerhalb von Millisekunden eine Meinung ?ber einen anderen Menschen hinsichtlich Kompetenz, Glaubw?rdigkeit und Sympathie machen, muss der Coach durch ein gewisses Ma? an K?rperspannung ?berzeugen. Haltung und Authentizit?t offenbaren sich in der K?rpersprache. Selbstbewusstsein und Aufrichtigkeit, aber auch Verletzlichkeit finden so ihren nonverbalen Ausdruck. Emotionen, die direkt das limbische System ansprechen, vermitteln Authentizit?t, erregen Aufmerksamkeit und schaffen Vertrauen. Aufgesetztes Verhalten und der fehlende Glaube an das, was man sagt, lassen Menschen als unaufrichtig erscheinen und sind daher v?llig kontraproduktiv bei jeglicher Form der Persuasion.
Ob ein Coaching erfolgreich verl?uft, l?sst sich schon ziemlich fr?h einsch?tzen. Schon nach der ersten Kennenlernstunde, die noch vor dem eigentlichen Coaching stattfindet, k?nnen sich Coachees eine simple, aber effiziente Frage stellen:“ Habe ich bei diesem Coach ein gutes Gef?hl?“.
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