Im Gespr?ch mit Ekkehard Piepenbrock, Gesch?ftsf?hrer der R & W Geb?udereinigung Friedrich Obring GmbH & Co. KG.
hrXperts: Herr Piepenbrock, Sie sind seit ?ber 25 Jahren im infrastrukturellen Facility Management t?tig. Ihr Name ist in der Branche Programm. Wie bewerten Sie derzeit die Auftragslage in der Dienstleistungsbranche?
Ekkehard Piepenbrock: Dies ist mit Sicherheit eine Frage der Perspektive. Was man zurzeit wahrnehmen kann, ist dass gerade die gro?en Unternehmen verst?rkt Auftragsverluste zu verzeichnen haben und die mittelst?ndischen und kleineren Unternehmen zumeist Auftragszug?nge. Diese Auftr?ge sind aus den regionalen M?rkten und von den mittelst?ndigen und kleineren Unternehmen. Im Gro?en und Ganzen ist die Auftragslage als gut zu bezeichnen, wobei sicher bei Weitem noch nicht auf einen f?r alle Bereiche zufriedenstellenden Niveau. Grund hierf?r sind Corona bedingte Erweiterungen von Auftr?gen, die Kehrseite ist aber auch genauso viele, wenn nicht sogar mehr Reduzierungen, bzw. ein kompletter Wegfall von Leistungen, bzw. Auftr?gen.
hrXperts: Konkurrenten am Markt mussten zuletzt gro?e Kundenverluste hinnehmen- worauf f?hren Sie diese zur?ck?
Ekkehard Piepenbrock: Die meisten Unternehmen, die gr??ere Auftragsverluste hinnehmen m?ssen, sind ?berwiegend mit sich selbst besch?ftigt und k?mmern sich absolut zu wenig um ihre Kunden. Dies hat unterschiedliche Gr?nde: Zum einen fehlen vielen Unternehmen eine klar formulierte Strategie, die durchg?ngig kommuniziert ist und zum anderen gehen vielen Unternehmen der handwerkliche Ansatz verloren. Es wird nur noch vom Facility Management gesprochen, ob technisch oder infrastrukturell, und dabei wird vergessen, dass hinter den meisten Bereichen ein handwerklicher Beruf steht, ob Elektriker, Sanit?r- Gas-, Wasserinstallateur, Koch oder Geb?udereiniger. Fachliche Qualifikationen treten hier zunehmend in den Hintergrund. Dar?ber hinaus darf nicht vergessen werden, dass hinter den meisten Leistungen ein Mensch seht, der motiviert und gef?hrt werden will. Besonders h?ufig wird von den Kunden der Grund genannt, dass eine mangelnde Betreuung zum Dienstleisterwechsel gef?hrt hat. H?ufig gepaart mit schlechten Leistungen, jedoch deutlich ?bertroffen von Personalmangel und hoher Personalfluktuation.
hrXperts: Wie sehen Sie die Zukunft der Dienstleistungsbranche? Welche Problemstellungen werden zuk?nftig zu bew?ltigen sein?
Ekkehard Piepenbrock: Die wichtigste Zukunftsl?sung wird sein, Personal f?r die vorhandenen Auftr?ge zur Verf?gung zu haben. Dem Unternehmen, dem es gelingt Mitarbeiter an sich zu binden und f?r st?ndigen Nachwuchs zu sorgen, dem steht eine „rosige Zukunft“ bevor. Hierbei d?rfen die vielen Versprechungen, die heute schon gemacht werden, keine Lippenbekenntnisse sein, sondern wahrnehmbare Einl?sungen von Versprechen. Klare Strukturen, flache Hierarchien und transparente, erreichbare und klar formulierte Ziele werden wesentliche Eckpfeiler zuk?nftige Erfolgsgeschichten sein. Der „alte Preiskampf“ und dem Motto: billiger geht immer oder „Geiz ist geil“ wird einem neuen Service- und Qualit?tsbewusstsein weichen, vor Allem aber, welches Unternehmen hat glaubw?rdig die notwendigen Mitarbeiter-Ressourcen?
hrXperts: Vor welche Herausforderungen werden Unternehmen zuk?nftig durch die voranschreitende Digitalisierung gestellt? Was k?nnen Unternehmen tun/ Was tun Sie, um den Anschluss nicht zu verlieren?
Ekkehard Piepenbrock: Auch an diesem Punkt steht der Mitarbeiter im Mittelpunkt. Was hilft es einem Unternehmen, wenn es die tollsten Digitalisierungsprojekt in einem Unternehmen gibt, aber die Mitarbeiter nicht mitziehen. Hier kommt es darauf an, die Mitarbeiter von Anfang an mitzunehmen und Ihnen zu erkl?ren, warum es wichtig ist und was die Ziele hinter den einzelnen Projekten ist. Viele Mitarbeiter sehen solche Projekte als Einsparungsma?nahmen und sehen Arbeitspl?tze in Gefahr. Besonders gef?hrlich, wenn Sie ihren eigenen Arbeitsplatz als gef?hrdet ansehen.
Selbstverst?ndlich sind digitale Workflows aus der heutigen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken und m?ssen weiter ausgebaut werden. Diese sollten auf jeden Fall zu weiteren Verbesserungen von validen Dokumentationen und den weiteren Abbau von B?rokratie f?hren. Den Unternehmen, den es nachhaltig gelingt Entscheidungsfreude und Geschwindigkeit zu erh?hen werden die positiven Effekte der Digitalisierung mitnehmen k?nnen, denn es wird auch weiter gelten, dass die schlechteste Entscheidung, die nicht getroffene Entscheidung ist und nicht die Gro?en die kleinen fressen, sondern die Schnellen die Langsamen.
hrXperts: Ist in Ihrer T?tigkeit ein Fachkr?ftemangel sp?rbar und wie kann diesem entgegengewirkt werden?
Ekkehard Piepenbrock: Der Fachkr?fte Mangel ist an jeder Stelle sp?rbar, ist jedoch regional auch v?llig unterschiedlich. Jedes Unternehmen muss hierbei seinen eigenen Weg finden, diesem Mangel entgegenzuwirken. Die Unternehmen, die bereit sind sich auf den unterschiedlichen Hierarchieebenen Fachwissen einzukaufen und auch qualifikationsgerecht zu entlohnen, haben den ersten Schritt bereits getan. Dann gilt es das vorhandene Fachwissen weiter auszubauen und zu multiplizieren. Daf?r wird es erforderlich sein Schulungspl?ne und Entwicklungsstufen mit jedem einzelnen Mitarbeiter zu vereinbaren und auch konsequent zu verfolgen. Die Bedeutung von HR-Abteilungen wird mit Sicherheit eine neue Bedeutung bei den meisten Unternehmen bekommen. Sie werden zunehmend zu Talent-Managern werden, als zu Abrechnungs- und Recruitingabteilungen. Auch sollte den Mitarbeitern an unterschiedlichen Stellen entsprechende Wertsch?tzung entgegengebracht werden. Ein gutes Beispiel daf?r sind zum Beispiel Fuhrparkrichtlinien, die einer reinen Kostenoptimierung dienen. Diese sollten solchen, denen die einer Mitarbeiterbindung dienen, weichen. Sicher ist damit nicht: w?nsch dir was gemeint.
hrXperts: Das weltweite Pandemiegeschehen ist f?r viele Unternehmen ein Ansto?, Routinen zu hinterfragen – welche Gesch?ftspraktiken k?nnten sich langfristig etablieren? Vor welche Herausforderungen wurde Ihr Unternehmen durch die Pandemie gestellt und wie sind Sie diesen begegnet?
Ekkehard Piepenbrock: Auch das Pandemiegeschehen hat positive Seiten und das gilt nicht nur f?r „Berufsoptimisten“. So hat es vielen Vorgesetzten gezeigt, die immer gegen Home-Office Regelungen waren, dass es durchaus auch zu Produktivit?ts- und Kreativit?tssteigerungen gef?hrt hat. Nat?rlich gibt es die, die diese neue Situation ausschlie?lich f?r sich genutzt haben und weniger dem Unternehmen gedient haben, aber dies ist doch eine klare Minderheit. Mit Sicherheit wird dieses Thema bei der Mitarbeiterbindung und der Mitarbeiterrekrutierung zuk?nftig eine wichtige Rolle spielen.
Auch ist das Meeting Verhalten ein ganz anders geworden. Lange Anreisen und Staugeschehen auf deutschen Autobahnen geh?ren weitestgehend f?r viele der Vergangenheit an. Videokonferenzen werden aus den Gesch?ftspraktiken nicht mehr verschwinden und sind fest etabliert.
Das Fazit f?r eine Personal intensive Branche, wie die des Facility Management sollte sein: wie binde ich die Mitarbeiter an das Unternehmen, wie entwickelt man seinen eigenen Nachwuchskr?fte und wie gelingt es Fachkr?fte auszubilden und ihnen Zukunftsperspektiven aufzuzeigen, damit sie langfristig die Zukunft des Unternehmens mitgestalten. Aus zufrieden und motivierten Mitarbeitern resultieren zufriedene Kunden und und eine hohe Dienstleistungsqualit?t.
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