Der ?l- und Gassektor hat ein paar turbulente Jahre hinter sich, und die Auswirkungen des russischen Einmarsches in der Ukraine sorgen f?r weitere Unsicherheit. Zwar gibt es Stimmen, die behaupten, dass die Auswirkungen auf die M?rkte auf lange Sicht nicht allzu weitreichend sein d?rften, aber das ist vielleicht nur Wunschdenken, meint Kay Rieck, ein erfahrener Marktbeobachter und Investor.
Es ist unglaublich schwer, im derzeitigen Klima etwas ?ber den ?l- und Gassektor zu schreiben, denn egal, wie sich die Lage ?ndert, es ist das ukrainische Volk, das unter der Brutalit?t einer unprovozierten und zunehmend schlecht durchdachten Invasion zu leiden hat. Wir anderen k?nnen nur zuschauen und versuchen, uns so gut wie m?glich mit der ver?nderten Realit?t zu arrangieren.
Wie ich bereits erw?hnt habe, sind die hohen ?l- und Gaspreise zwar kurzfristig eine hervorragende Nachricht f?r die ?l- und Gasindustrie, langfristig besteht jedoch eine vielversprechende Chance, dass sie die Abkehr von Kohlenwasserstoffen beschleunigen und die Verbreitung von Alternativen beschleunigen werden. Im Falle von Elektrofahrzeugen werden diese nat?rlich in vielen F?llen weiterhin mit Strom aufgeladen, der mit Erdgas erzeugt wird, aber die Branche muss ehrlich zu sich selbst sein: Langfristig deuten die Wetterfahnen auf einen Wandel hin.
Herausforderung Volatilit?t
Ein weiteres Problem der hohen Preise trat in den letzten Wochen zutage: Der ?lpreis stieg auf ca. 125 USD pro Barrel, fiel dann auf ca. 95 USD zur?ck, bevor er wieder auf das aktuelle Niveau von ca. 110 USD anstieg.
Sieht man einmal von der Politik ab, so ist diese Volatilit?t f?r die H?ndler gut, denn sie bietet den besten von ihnen die Chance, zu erkennen, wann sich der Wind dreht, und in ihren Portfolios umzuschichten.
Das Problem ist, dass diese Volatilit?t es f?r die ?l- und Gasindustrie im weiteren Sinne unglaublich schwierig macht, fundierte Entscheidungen ?ber die Durchf?hrbarkeit eines Projekts zu treffen oder nicht.
Die Entscheidung, wann nach ?l gebohrt werden soll, h?ngt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Einer der wichtigsten ist jedoch, dass der Zeitpunkt einen massiven Einfluss auf die Ertr?ge hat, die man von den nat?rlichen Ressourcen, die man an die Oberfl?che bringt, erwarten kann. Je h?her der ?l- und in geringerem Ma?e auch der Gaspreis ist, desto mehr lohnt es sich, Vorkommen in schwer zug?nglichen Gebieten zu erschlie?en. Das ist der Markt in seiner effizientesten Form, aber leider kommt die Geopolitik der Situation in die Quere.
Zuckerbrot und Peitsche
Die hohe Nachfrage nach Erd?l und Erdgas wird wahrscheinlich die Innovation vorantreiben und m?glicherweise zu einer Versch?rfung der Politik rund um den Bohrlochkopf f?hren. Es gibt mehrere neue Technologien, die es vereinfachen, die F?rderprozesse effizienter zu gestalten.
In einer Zeit gro?er Volatilit?t und betr?chtlicher Ungewissheit, in der Explorations- und Produktionsunternehmen unsicher sind, ob sie in schwer zug?nglichen und teuren Gebieten bohren sollen, lohnt es sich zu pr?fen, wie man das Beste aus dem herausholen kann, was man bereits aus dem Boden holt, und die Disziplin vor Ort zu versch?rfen, um die Verschwendung zu minimieren.
Gleichzeitig versuchen die Regulierungsbeh?rden in einigen L?ndern, die ?l- und Gasbetreiber st?rker in die Zange zu nehmen und sie zu zwingen, die Verschwendung zu reduzieren. Sie wenden sich zunehmend Technologien wie Drohnen zu, die mit Sensoren best?ckt ?ber F?rderst?tten fliegen, um Lecks aufzusp?ren, die gegen die ?rtlichen Vorschriften versto?en k?nnten.
Der hohe Wert nat?rlicher Ressourcen k?nnte bedeuten, dass es sowohl einen finanziellen als auch einen regulatorischen Anreiz gibt, die Verschwendung zu reduzieren, was sowohl f?r die Gewinne der Unternehmen als auch f?r den Ruf der gesamten Branche gut w?re.
Unter diesem Gesichtspunkt wird das Reputationsmanagement in den n?chsten Monaten schwierig sein, und es muss m?glicherweise ein Weg gefunden werden, die Wechselwirkung zwischen dem Preis an der Leitung und dem Preis an der Zapfs?ule zu verbessern. Wie wir bereits er?rtert haben, ist die Strategie, die Gaspreise an der Tankstelle wie eine Rakete steigen und wie eine Feder fallen zu lassen, auch wenn es daf?r gute wirtschaftliche Gr?nde gibt, aus politischer Sicht auf lange Sicht kaum von Nutzen, zumal immer mehr L?nder ernsthafte Schritte zur ?nderung ihrer langfristigen Energiepolitik unternehmen.
Es gibt Stimmen, die darauf hinweisen, dass wir zwar die Quellen unserer Kohlenwasserstoffe genau unter die Lupe nehmen m?ssen, dass aber eine Abkehr von ?l und Gas in einer Zeit, in der in den n?chsten Jahren ein enormer wirtschaftlicher Schock zu erwarten ist, leichtsinnig w?re. Leider sieht die Realit?t f?r alle von uns, die im Laufe ihrer Karriere in diesem Sektor t?tig waren, wahrscheinlich ganz anders aus.
Es gibt einen alten chinesischen Fluch, der besagt, dass man in interessanten Zeiten leben m?ge. Damit ist gemeint, dass langweilige Stabilit?t besser ist als turbulente Unsicherheit. Und turbulente Ungewissheit ist auf dem ?l- und Gasmarkt seit der Entscheidung des Kremls, in die Ukraine einzumarschieren, sicherlich an der Tagesordnung.
?ber den Autor
Kay Rieck ist seit mehr als zwei Jahrzehnten als Investor im US ?l- und Gassektor t?tig. Er war ?ber viele Jahre als Finanzberater und B?rsenmakler an der New Yorker B?rse (NYSE) t?tig. Sein Interesse an der ?l- und Gasbranche und den damit verbundenen Assets entwickelte er schnell und baute seine Expertise im Investmentbanking und der Verm?gensverwaltung beim New York Board of Trade und dem Chicago Board of Trade aus. Unter Nutzung seines au?ergew?hnlichen Netzwerks an globalen Kontakten gr?ndete er 2008 sein erstes ?l- und Gasf?rderunternehmen in den USA und w?hlte Investitionen unter anderem im Haynesville Shale, Permian-Becken, Eagle Ford Shale, Dimmit County und ?berall dort aus, wo sich au?ergew?hnliche Renditeaussichten boten und bieten.
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